– wie Robotik und Automatisierung die Gastronomie verändern.
Ob bei den Olympischen Winterspielen in Peking, in einer Münchner Bar oder an der Fast-Food-Fritteuse: Roboter kommen in der Gastronomie immer öfter zum Einsatz. Was zum Teil noch wie Science Fiction klingt, ist bereits in der Gegenwart angekommen.
Vom Produzieren bis zum Servieren bieten zahlreiche Hersteller mittlerweile Robotik-Lösungen für die Gastronomie. Die Gründe für deren Einsatz reichen vom Personalmangel über Hygiene bis zur Entlastung der Mitarbeiter von anstrengenden, eintönigen Aufgaben. Wir stellen Ihnen drei aktuelle Beispiele vor.
Deutschlands erste Roboter-Bar
Für Deutschlands größte Cocktailbarkette, das Sausalitos, war der Personalmangel in der Gastronomie der Antrieb für einen komplett innovativen Ansatz. Im Juni 2022 eröffnete das Unternehmen in München (Sonnenstraße 12) die erste Roboter-Bar Deutschlands. Der Ablauf im Testbetrieb: komplett digital von der Bestellung bis zum Bezahlvorgang.
Gemeinsam mit Partner und Roboter-Hersteller, der Inores Robotics AG, entwickelte Sausalitos die Idee, mit Hilfe von Roboter-Armen den Barbetrieb ein Stück weit zu automatisieren. „Wir entlasten so vor allem unsere Mitarbeiter an der Bar und schaffen Kapazitäten, die anderswo eingesetzt werden können. In dem Sinne verstehen wir den Bar-Roboter als recht angenehmes Werkzeug, dem wir vor allem die schwere, auch mal lästige Arbeit übertragen“, so Christoph Heidt, Geschäftsführer von Sausalitos.
Die Roboter stehen künftig an der „Mojito-Station“ und können eine normale und eine alkoholfreie Variante des beliebtesten Sausalitos Cocktails zubereiten. „Man scannt mit seinem Handy einen QR-Code, bestellt damit, bezahlt bargeldlos und die Arme stellen den Drink vor dem Kunden ab“, erklärt Heidt. Eines werden aber auch die besten Bar-Roboter in absehbarer Zeit nicht ersetzen können – die menschliche Interaktion zwischen Barkeeper und Gast, vom entspannenden Small Talk bis zum tiefgründigen Bargespräch zu vorgerückter Stunde.
© Fotos: SAUSALITOS Holding
Fast Food aus der KI-gestützten, vollautomatisierten Roboterküche
Im November 2021 eröffnete Nala Robotics in Naperville (USA) ein Restaurant mit vollautomatisierter Küche: das One Mean Chicken. Von Chicken Wings, frittierten Filets und Sandwiches bis zu Pommes und Krautsalat wird das komplette Speisenangebot von Robotern zubereitet. Alle Speisen können direkt vor Ort oder über die Lieferdienste Grubhub und Uber Eats bestellt werden. In einem Podcast erzählt Mitgründer Ajay Sunkara: „Viele unserer Kunden waren überrascht, dass ihr Essen von Robotern zubereitet wurde.“
Ein Ziel bei der Entwicklung des KI-gestützten Roboterkochs waren unter anderem konsistente Ergebnisse, also ein gleichbleibendes Geschmacksprofil der Speisen. Mithilfe von Bildverarbeitung und Sensoren werden in jeder Mikrosekunde mehr als 1.200 Parameter überprüft. „Je mehr sie kochen, desto mehr lernen sie und beherrschen die Rezepturen. Gerichte können zudem zeitnah aktualisiert werden.“, erklärt Sunkara die Vorteile der KI-gestützten Roboterköche. Innerhalb von wenigen Minuten können neue Rezepte hochgeladen werden, die der Roboter dann umgehend zubereitet – ganz gleich, ob simples Fast Food, asiatisches Wokgericht oder mediterrane Küche.
Neben eigenen Restaurants bietet Nala Robotics Gastronomen die Möglichkeit, eine eigene Cloud-Kitchen zu eröffnen: Rezepte werden hochgeladen und entsprechende Bestellmöglichkeiten erstellt (eigene Webseite bzw. Delivery Plattformen). Bei Bestellung werden die Gerichte in der Nala Roboterküche frisch zubereitet und dann vom beauftragten Lieferservice zum Kunden gebracht. „Innerhalb von 24 Stunden können auf diese Weise neue Gastrokonzepte und -marken an den Start gehen.“, so das Unternehmen.
© Fotos: NALA Robotics
Roboter-Catering bei den Olympischen Spielen
Bei den Olympischen Spielen im Februar 2022 in Peking war die nahezu vollständig automatisierte Roboter-Kantine des Medienzentrums für viele Berichterstatter die heimliche Hauptattraktion. Zum einen wollte sich das Land damit dem internationalen Publikum als innovativer Technologieführer präsentieren. Zum anderen war das umfassende Roboterkonzept den strengen Hygienemaßnahmen geschuldet, zu denen sich die Veranstalter verpflichten mussten.
Von der automatisierten Zubereitung der Speisen bis zum Serviervorgang über ein Schienensystem mit Drohnen bis zum Roboter-Barkeeper wurde hier die Gastro-Robotik auf die Spitze getrieben: Nach dem Scannen des QR-Codes des gewählten Gerichts startet der automatisierte Zubereitungsvorgang – ob Hamburger mit Pommes oder chinesisches Tontopfgericht. Vom Braten des Burgerpattys, dem Stapeln der Burgerzutaten bis zum Einwickeln des fertigen Burgers in Papier erfolgen alle Arbeitsschritte durch den Roboter. Die Auslieferung der Hauptmahlzeiten erfolgt über Drohnen an einem Schienensystem bis zum Sitzplatz des Gastes. Nur Abräumen musste der Gast in Peking noch selbst von Hand.
© Fotos: REUTERS
Alles sehr beeindruckend auf den ersten Blick. Was die meisten Medienvertreter aber nach wenigen Tagen feststellten: die anfängliche Faszination weicht sehr schnell einem gewissen Überdruss an der artifiziellen Umgebung. „Mir fehlt, dass ich einfach mal mein Essen von einem echten Menschen überreicht bekomme. Dann kann ich den auch direkt anmeckern, wenn was nicht passt. Oder mich über ein freundliches Gesicht freuen.“, beschreibt ein Journalist vor Ort seinen Eindruck. So schnell und einfach lässt sich persönlicher Kontakt eben doch nicht ersetzen – und wenn es nur zum Meckern ist.
Video „This Bar in Germany Has a Robot Bartender“
Video „Food served up robotically at Beijing Olympics“
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