Miese Mensa – warum meiden so viele Schüler*innen die Schulmensa?
Egal, in welchem Bundesland oder an welcher Schule: fragt man Schülerinnen und Schüler, ob sie gerne in der Schulmensa essen, bekommt man ein eher durchmischtes Feedback. Wenige bejahen die Frage, einige geben eine diplomatische Antwort. Aber das Gros spricht sich gegen das Essen in der Mensa aus. Wie kommt es zu der eher negativen Beurteilung? Ist das Essen wirklich so trocken, geschmacklos und unappetitlich, wie es viele Schüler*innen behaupten? Wünschen sich die Schüler*innen andere Speisen? Wir sind den Fragen nachgegangen. Laut Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) sind Ganztagsschulen verpflichtet, ein Mittagessen anzubieten. Das betrifft derzeit bundesweit rund 3,5 Millionen Schülerinnen und Schüler. Doch die tatsächliche Anzahl, die täglich die Mensa besuchen, sieht ganz anders aus.
„Das Essen ist oft nur lauwarm und sieht ekelig aus – wie schon mal gegessen.“ Joel, 10 Jahre
Etwa nur 43 % der Lernenden essen mindestens einmal pro Woche in der Schule zu Mittag, rund 25 % nutzen das Angebot mindestens dreimal wöchentlich. Grundschüler*innen essen mit 56,4 % signifikant häufiger in der Schule als ihre Mitschüler*innen an weiterführenden Schulen (32 %). Im Vergleich lassen sich etwa 44 % der Kinder und 68 % der Jugendlichen nie in der Schülermensa blicken. An Gymnasien und Fachoberschulen nutzen mehr Schüler*innen das Angebot (37,9 %), als an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (26,9 %). Bei diesen Zahlen kann man durchaus sagen, dass hier noch viel Luft nach oben ist!
Ohne jede Regel!
Beschäftigt man sich mit der Thematik intensiver, stellt sich sehr schnell raus, dass es für die Verpflegung von Schüler*innen keine einheitlichen Regeln oder Standards gibt. Wie ein Mittagessen auszusehen hat, ist von Bundesland zu Bundesland, von Gemeinde zu Gemeinde und von Schule zu Schule unterschiedlich.
„Ich mag unsere Mensa. Wir können selber aussuchen, was und wieviel wir wollen. Die Sachen schmecken mir gut. Auch das Gemüse. Aber Fischstäbchen mag ich am liebsten.“ Melanie, 6 Jahre
Es gibt bundesweit auch keine einheitliche Vorschrift, ob es ein warmes Essen sein muss oder ob ein kaltes Gericht ausreicht. Auch die Verantwortlichkeiten sind komplett verschieden. Je nach Bundesland wird die Schulverpflegung von verschiedenen Ministerien organisiert. Dem für Ernährung, dem Kultusministerium und dem Bauministerium, das zum Beispiel die Mensen ausbaut.
Guten Appetit?
Laut der Ernährungsstudie EsKiMo II (2017) sind die häufigsten Gründe, warum Kinder und Jugendliche nicht an der Schulverpflegung teilnehmen:
- Mittag- oder Abendessen zuhause
- Preis ist zu hoch
- Geschmack / man wünscht sich andere Gerichte
Bei der Beurteilung darf man natürlich nicht vergessen, dass viele unterschiedliche Menschen auch unterschiedliche Geschmäcker haben. Außerdem kommt hinzu, dass eine Schule auch der Treffpunkt vieler Kulturen mit unterschiedlichen Küchen ist. Einen einheitlichen Geschmack finden, der allen mundet, ist mit der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen zu vergleichen. Auch das Argument „zu teuer“ kann man keinem Catering-Unternehmen vorwerfen. Denn eine Gemeinde kann nach einer Ausschreibung selbst entscheiden, wer das Essen kocht und was das Essen kosten soll.
„Das Essen bei uns in der Mensa ist meistens eine Zumutung: abgestanden, geschmacklos und unansehlich. Da gehen ich mit meinen Freunden lieber zum Döner um die Ecke.“ Andreas, 17 Jahre
Wünsch Dir was!
Auf die Antwort „Man wünscht sich andere Gerichte“ wurde gleich abgefragt, welche Speisen lieber angeboten werden sollen. Bei der Nennung der Favoriten darf man nun keine Überraschungen erwarten: Pizza, Pommes, Döner, Schnitzel waren hier ganz weit vorne. Aber eigentlich ist doch logisch, was auf die Teller gehört. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bis ins kleinste Detail Standards für gutes Schulessen erarbeitet. Empfohlen wird täglich Gemüse und Getreideprodukte, davon zweimal die Woche Rohkost und mindestens einmal ein Vollkornprodukt. Fisch, Fleisch und Wurst sollten nur einmal die Woche auf den Speiseplan.
„Mensa ist klasse – bei uns ist so ziemlich alles gut. Wir haben Auswahl und es gibt auch immer Nudeln und Salat. Das mag ich gerne.“ Leila, 12 Jahre
Aufklärung hilft!
Wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Ein Pauschalurteil über alle Mensen in Deutschland zu fällen, ist ganz bestimmt falsch. Aber vielleicht sollte man den Wünschen der Kinder etwas mehr Berücksichtigung schenken und vielleicht einmal die Woche ein Wunschmenü realisieren. Zum Beispiel Pommes mit Sellerieschnitzel ist mit Sicherheit ein Kompromiss, der vielen schmeckt. Aber auch die Schulen tragen einen Teil der Verantwortung, frühzeitig Aufklärungsarbeit zu leisten. Denn es ist wichtig den Kindern zu vermitteln, was gesundes Essen ist und das dieses auch schmecken kann.
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